Was muss noch passieren, bis etwas passiert?

Bündnisse schmieden. Auf Befindlichkeiten Rücksicht nehmen, um Vorhaben wirklich durchzubringen. Das beschreibt die Politik. Bedeutet: Die ist um einiges komplexer als die Wirtschaft und ich schaue jetzt mal auf die klein- und mittelständischen Unternehmen. Rein theoretisch könnte da von heute auf Morgen etwas umgesetzt werden. Insbesondere dann, wenn klar ist, dass gehandelt zu werden hat. Doch nichts tut sich. Von außen betrachtet ist es ein Wunder, dass die Maschinerie des Unternehmens überhaupt noch läuft und die Frage „Was muss noch passieren?“ ist immer öfter zu hören.

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Jetzt geht es plötzlich doch um Politik. Nicht um die der Bundesregierung. Um die eigene. Die hausgemachte. Die des direkten Umfelds. Der eine ist hilflos und resigniert. Die andere schaut lieber weg und redet sich ein, dass ihr Tun alles nur noch Schlimmer macht. Der Dritte schwimmt irgendwo dazwischen.

Passiert ist passiert

Das ist so. Unabänderlich. Ob ohne große körperliche Nähe seitens der Mutter aufgewachsen. Ob in jungen Jahren schon ein Elternteil verloren. Ob Opfer eines tätlichen Übergriffs oder heute erwachsenes Kind eines Unternehmenspatriarchen. Bei aller Unveränderbarkeit bleibt eines: Sie können immer bestimmen, wie Sie damit umgehen. Bringen wir’s auf den Punkt: Jeder Widerstand ist zwecklos und hat eine fatale Folge. Sie lösen sich nicht davon, sondern Sie halten es hübsch präsent in Ihrem Leben und plagen sich damit Tag für Tag herum.

Wir können nur das selbst weitergeben, was wir in uns selbst tragen

Ja, wir können nicht alle Erfahrungen dieser Welt selbst machen. Geht nicht. Doch wir können uns einen Moment in die Lage der Person versetzen, die uns das Leben schwer macht. Vielleicht ist die Mutter selbst ohne diese körperliche Zuwendung als Kind aufgewachsen. Vielleicht ist der Vater des Patriarchen früh gestorben und er hatte schon als junger Bub volle Verantwortung zu übernehmen, damit die Familie überlebt.

Und wenn wir jetzt an traumatische Erlebnisse denken … genau: Die schließen wir hier bitte aus! Die gehören in die vertrauensvollen Hände der Profis, die sich damit auskennen!

Denn wo es bei dem einen um Versöhnung mit dem geht, braucht das andere Abstand und Distanz und noch einiges mehr.

Was hat Sie stark gemacht?

Zurück zur Unveränderbarkeit dessen, was passiert ist. Das hat Sie weit gebracht. Und damit bin ich bei dem Punkt der Versöhnung. Seien Sie dankbar für das, was passiert ist und sehen Sie das, was es Ihnen Gutes gebracht hat. Und bevor Sie jetzt losbrüllen, was es an Ihrem Erlebnis bitte Gutes geben soll: Sie haben etwas erlebt, was andere nicht erlebt haben. Sie sind da gestärkt rausgekommen. Sie sind an dem, was Ihnen passiert ist, gewachsen. Und wenn Ihnen das bisher noch nicht aufgefallen ist, dann nehmen Sie sich jetzt bitte einen kurzen Moment und schauen auf Ihr Leben bis heute zurück. Was macht Sie aus? Worin sind Sie richtig stark? Was sind Themen, in denen Sie für andere einen Unterschied machen?

Die Verantwortung liegt bei uns

Wenn Sie heute besonders liebevoll mit Ihren Kindern umgehen oder dafür Sorge tragen, dass Ihre Mitarbeitenden die Zeit bekommen, sich um Ihre Familie zu kümmern, dann tun Sie dies gegebenenfalls aus dem Aspekt heraus, weil Sie wissen, wie sich das anfühlt, wenn die Mutter oder der Vater nie da ist. Wenn Sie erlebt haben, wie es ist, mit Drill und Gehorsam aufgewachsen zu sein, wenn einzig der Stimme des Patriarchen zu folgen war, wenn Fremdbestimmtheit Ihr Leben dominiert hat, dann können Sie das natürlich aufnehmen und genauso weitermachen. Doch wenn Sie Ihr Familienunternehmen gegebenenfalls an die nächste Generation geben wollen, wünsche ich Ihnen die Kraft, nicht in den Widerstand mit dieser Fremdbestimmung zu gehen und vielleicht sogar aufzugeben, sondern zu erkennen, was Ihnen damit für ein Geschenk bereitet wurde.

Seien Sie dankbar dafür, dass Ihnen Selbstbestimmung heute so wichtig ist. Ihnen der Einbezug Ihrer Mitarbeitenden am Herzen liegt. Sie nicht auf Command and Control setzen, sondern auf Vertrauen. Auf die Diversität der Persönlichkeiten, mit denen Sie zusammenarbeiten, um gemeinsam Großes zu bewirken.

Richtig, wir können nur das selbst weitergeben, was wir in uns tragen. Die gute Nachricht: Wir können das Lernen! Schauen Sie mit allem Fokus nach vorne.

Übrigens: Auch Patriarchen können noch lernen. Die lernen nur anders.

Fakt ist: Wir sind für unser Tun verantwortlich und für unsere Unterlassungen.

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