Von Mensch zu Mensch

Theoretisch wäre es so einfach, dass wir uns alle gegenseitig so behandeln, dass wir uns wohlfühlen. Die Realität sieht anders aus und wie ich finde, ist das auch in gewisser Weise reizvoll. Wir Menschen sind nun einmal Unikate! Die Kunst liegt in der individuellen Begegnung.

Shutterstock.com | Kateryna Prystupa

So oft wird dabei das Wort unterschätzt. Ein Wort kann einen Menschen wahrhaftig verändern. Ist Erniedrigung im Wort, bewirkt dies ein Gefühl von Wertlosigkeit.

Ja, Worte können lähmen oder befreien, sie können beugen oder aufrichten, entmutigen oder ermutigen, verletzen oder heilen, ja sogar „töten“ oder lebendig machen.

Ja … „Im Anfang war das Wort.“ So steht es schon in der Bibel. Im Evangelium nach Johannes, Kapitel 1.

Ich selbst liebe es, immer wieder an meiner eigenen Sprache zu feilen, um mit guten Worten zu argumentieren, mit Worten, die Kraft geben und den anderen Menschen an das Gute in sich Glauben schenken und dafür sorgen, dass sich mein Gegenüber wohlfühlt.

Persönlichkeiten führen mit Stil

Eine besondere Prüfung für Führungspersönlichkeiten ist, so auch seiner Zeit für mich, loslassen zu können und damit Abstand davon zu nehmen, sich in alles einzumischen. Aus eigener Erfahrung empfehle ich Ihnen von Herzen kommend, sich eines Führungsstils zu bedienen, der die Mitarbeitenden durch Zuhören und Wertschätzen, durch Achtung und Diskretion, sowie das Ansehen, das Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden schenken, nährt. Seien Sie versichert: diese Art des Miteinanders wird auf Dauer erfolgreich sein. Besonders wichtige Führungsmittel sind hierbei Höflichkeit und Liebenswürdigkeit.

 

„Schlechte Umgangsformen vergiften das Klima, und die Seele wird krank.

Höflichkeit gehört zu den wirksamsten Gegenmitteln,

höfliches Verhalten ist Balsam für die Seele.“

- Secretan -

 

Die Tugenden einer Führungspersönlichkeit

Mitarbeitende erwarten von ihren Vorgesetzten, dass sie ernst genommen werden, dass ihnen zugehört wird, wenn sie von Problemen erzählen, dass ihre Würde geachtet und sich darum gekümmert wird, dass es ihnen wirklich gut geht. Hierbei spielt Wertschätzung eine entscheidende Rolle, denn nur, wenn von unten herauf behandelt wird, statt von oben herab, zeigt die Führungspersönlichkeit Wertschätzung.

„Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige“, heißt ein Sprichwort. Der König lässt seine Untergebenen nicht warten. Er achtet sie, indem er sich an die vereinbarten Zeiten hält. Die Zeit, dass es Könige gab, ist lange her und doch ist dieser Satz heute noch so viel wert.

Jede Missachtung eines Mitarbeitenden kann schnell zur Missachtung des Chefs führen. Dann wird der Chef vielleicht gefürchtet, doch Achtung ist das, worum es geht. Ich habe selbst erfahren, dass nur die Mitarbeitenden für mich durchs Feuer gehen und für mich die Tore schießen, die mich „lieben“. Damit gilt das auch für Chefinnen.

Dies bedeutet gleichwohl, dass als Führungspersönlichkeit geliebt zu werden, nicht bedeutet, überall beliebt zu sein, denn das wäre ein Zeichen von Schwäche. Liebe und Respekt gehören unweigerlich zusammen. Nur, wenn die Führungspersönlichkeit in sich selbst ruht und nicht abhängig davon ist, bei allen beliebt zu sein, wird diese wirklich geliebt werden. Hierbei stets das richtige Maß zu halten, ist die Kunst. Wer andere führen will, ha, um seine inneren Gegensätze zu wissen und sie im Gleichgewicht zu halten, so dass keine Extreme aufkommen.

Auf die Seele achten

Die Führung von Menschen verlangt sehr viel Menschenkenntnis und auch „Beweglichkeit“. Eine Führungspersönlichkeit hat die Aufgabe, auf das Innere des Menschen zu achten und damit auf die Seele, um diese, je nach Zustand, immer wieder neu zu beflügeln. Darunter fallen auch Fehlschläge, die jedoch nicht bestraft, sondern als nützliche Erfahrung bewertet werden. Ich habe mich hierbei oft an die Geschichte erinnert, als ein Chef, der gerade durch den Fehler eines Mitarbeitenden sehr viel Geld verloren hat, eben diesen in sein Büro ruft. Dieser Mitarbeitende fürchtet um seine Kündigung und bittet den Chef somit, es „schnell zu machen“. Doch der Chef antwortet: „Wieso sollte ich Sie entlassen? Ich habe gerade eine große Summe in Sie investiert.“ Toll!

Vertrauen – die elementare Basis

Es gilt, individuell herauszufinden, was in jedem Einzelnen für Fähigkeiten stecken, was die jeweiligen Begrenzungen sind, was den Menschen fördern und auch, was ihn bremsen könnte. Mitarbeitende haben oft schlimme Erfahrungen gemacht und bringen diese mit in das Unternehmen. Im Vorstellunggespräch erfahren Sie davon meist gar nichts, doch es dauert nicht lange und schon zeigt sich die Wunde. Ein gesundes Betriebsklima, bedingt durch eine gute Führung, kann heilsame Medizin sein für die vielen Wunden, die die Mitarbeitenden täglich in den Betrieb mitbringen. Damit ist Vertrauen elementarer Bestandteil des Führens, denn wenn sich meine Gedanken in der Hauptsache darum drehen, was die Mitarbeitenden wieder alles anstellen könnten, wird meine eigene Arbeit untergehen und sich diese Unruhe durch Misstrauen negativ auf die Stimmung im Unternehmen ausbreiten.

Grenzerfahrungen machen

Wir arbeiten auf Dauer nur dann effektiv, wenn wir das rechte Maß halten. Wichtig hierbei ist zu beachten, dass mein eigenes Maß nicht zur Richtschnur für andere wird. Führung bedeutet, dass das Maß eines jeden Einzelnen erkannt und geachtet wird. Um das zu erreichen, ist es wichtig, dass die Führungspersönlichkeit die Mitarbeitenden herausfordert, um sie die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit entdecken zu lassen. Stoßen die Mitarbeitenden an ihre Grenzen, so hat die Führungspersönlichkeit diese zu respektieren. Nunmehr gilt es zu erkennen, was dem Mitarbeitenden innerhalb dessen Möglichkeiten zugetraut werden darf.

Jemand, der nie an die eigenen Grenzen gekommen ist, weiß auch nicht, wie viel in ihm oder ihr steckt.
 

Damit hat Führung auch immer etwas mit Gestalten und Formen zu tun.

Bedeutet: Starken und Schwachen ist zugleich gerecht zu werden.

Führen bedeutet, allen gerecht zu werden, allen Freude am Miteinander und an der Arbeit zu vermitteln, allen das Gefühl zu geben, dass sie wertvoll sind und gebraucht werden.

Jede starke Persönlichkeit hat auch Schwächen. Jede starke Persönlichkeit darf auch mal depressiv sein, wenn das Leben in einer Krise steckt. Wahre Stärke kann ich nur zeigen, wenn ich es mir erlauben kann, schwach zu sein.