Und? Wer tobt bei Ihnen vor der Tür?

Sind wir klar im Blick: Unsere Welt ist unbeständig, unsicher, komplex und mehrdeutig. Davon wird seit 1980 gesprochen, da entstand das Konzept von VUCA. Das Leben macht bekanntlich das, was es am besten kann: Einfach weiter. Eine der bedeutenden Kompetenzen heute ist die Anpassungsfähigkeit. Und damit meine ich jetzt nicht die Chamäleons unter den Führungsleuten, die ihr Fähnchen immer so in den Wind hängen, dass der Weg, egal wie aussichtslos und abwärts führend er ist, der richtige ist. Doch wir brauchen als Kompetenz heute eine gewisse Anpassungsfähigkeit, um mit dem Tempo der Veränderungen Schritt halten zu können.

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Die Herausforderung dabei: Diese Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit birgt ein gewisses Chaos in sich. Und jetzt kommt’s: Wir Menschen wollen verstehen, was bedingt, dass wir die Dinge benennen können. Und da wir uns weiterentwickelt haben und VUCA dem Chaos nicht mehr gerecht wird, schlug der Autor und Futurist Jamais Cascio das Modell BANI vor. Das, was gegenüber VUCA anders ist: BANI spricht neben den aktuellen Herausforderungen auch von den daraus resultierenden Folgen.

Da bringe ich doch mal den Mensch ins Spiel

Wir Menschen lieben Strukturen. Sie geben uns Halt und Orientierung. Es gibt derzeit kaum eine Branche, die nicht unter dem Fachkräftemangel leidet. Ja, wir haben die geburtenschwachen Jahrgänge, doch in manchen Unternehmen herrscht auch heute noch reines Gewinndenken, ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste. Die Leute, die aus dem letzten Loch pfeifen, werden zwar gesehen und beruhigt, indem darüber gesprochen wird, doch leider war´s das allzu oft auch. Und zack ist er da, der Bruch.

Wir Menschen brauchen Sicherheit. Nichts anderes zeigt uns Angst. Und wie Sebastian Mauritz es so passend formuliert: Angst ist die Hüterin der Sicherheit. Früher war die körperliche Angst ums Überleben an erster Stelle. Heute wird die Poleposition zuweilen von der mentalen Angst übernommen. Ich habe mir mittlerweile selbst verordnet, Nachrichten nur noch dosiert zu konsumieren. Kurzer Blick zurück in unsere Herkunft: Wenn wir da nicht auf Gefahren geachtet hätten, oder besser gesagt, geeicht auf diese waren, wer weiß, ob es uns heute gäbe. Diese Angst hat uns überleben lassen. Was machen wir, wenn wir Angst haben? Die meisten machen dann gar nichts mehr. Das mit der Schockstarre war damals schon ein Überlebensmodus, neben Flucht und Angriff. Bloß nicht noch mehr Risiko eingehen. Entscheidungen: Fehlanzeige.

Wir Menschen lieben es logisch. Das eine führt zum anderen. Ja, so war das mal, doch heute ist das eben anders. Ursache und Wirkung stehen nur noch unmittelbar in einem für uns erkennbaren Verhältnis. Der Zusammenhang ist nicht mehr gegeben – zumindest nicht sofort. Die Vorhersehbarkeit ist nicht mehr gegeben – plötzlich haben kleine Dinge eine große Wirkung und wiederum zeigen große Anstrengungen so gut wie keinen Effekt.

Menschen verstehen wollen

Manches ist im ersten Moment unverständlich und auch unbegreiflich. Wir suchen den Sinn. Der Sinnzusammenhang ist Basis für Selbstwirksamkeit. Bei Menschen, die sich als Opfer der Umstände sehen, fehlt dieser. Unsere Haltung ist also gefragt. Die, an unsere Lösungsfähigkeit zu glauben, statt im Problemrausch zu versinken. Damit wir die Herausforderungen angehen und daran wachsen. Wir haben es also selbst in der Hand, dass dieses Unverständnis nur vorrübergehend ist.

Wir Menschen sind Unikate. Jede und jeder von uns hat das ganz eigene und persönliche Stressempfinden. Manche trotzen diesen Herausforderungen und freuen sich unter Umständen sogar über diese. Andere wiederum bringen sich und ihre Gesundheit in Gefahr und dass auch durch den Druck im Nacken „Jetzt sei mal kein Weichei.“ „Haben Sie sich mal nicht so.“ „Das wird schon wieder.“ „Alles doch nur halb so schlimm.“ Wenn der Stress überhandnimmt, die Kraft nicht mehr reicht, mit dieser Brüchigkeit, der Angst, dem Ungeraden und der Unverständlichkeit klarzukommen, kurzum mit der Krise umzugehen. Das ist von außen oft schwer zu erkennen – und folgenreich …

Lassen Sie es nicht so weit kommen.
Ja, Fakten brauchen Hirn, doch manchmal reicht eben das eigene Hirn nicht aus. Ganz gleich, wer da vor der Tür tobt.
Schauen Sie hin. Zu sich selbst und auf Ihre Leute.

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