Pessimistisch nichts riskieren oder optimistisch der Sonne entgegen?

Optimistisch flog Ikarus der Sonne entgegen. Obwohl ihm sein Vater Dädalus einschärfte, er solle weder zu hoch noch zu tief fliegen, da sonst die Hitze der Sonne beziehungsweise die Feuchte des Meeres zu seinem Absturz führen würden. Doch der übermütige Jungspund ließ sich davon nicht beeinflussen und stieg höher und höher, bis das Wachs seiner Flügel schmolz, sich die Federn lösten und er ins Meer stürzte. Erinnert Sie das nicht auch an manche Unternehmensnachfolge? Die optimistischen, jungen Überflieger, die so hoch hinauswollen, wie es nur geht, und die pessimistischen, alten Patriarchen, die nichts riskieren wollen. Doch was ist nun der richtige Weg?

Die großen Dichter und Denker haben uns zahlreiche Zitate zum Thema Optimismus und Pessimismus geliefert, wie Voltaire, der sagte: „Optimismus: die Torheit zu behaupten, dass alles gut sei, wenn es schlecht ist.“ Oder Mark Twain, der mit den Worten: „Es gibt keinen traurigeren Anblick als einen jungen Pessimisten – mit Ausnahme eines alten Optimisten“ die Situation von Dädalus und Ikarus oder Unternehmenspatriarch und Nachfolger für sich auf den Punkt bringt. Im allgemeinen Volksglauben sieht die Sache so aus: Optimisten erwarten, dass ihnen gute Dinge widerfahren, während Pessimisten davon überzeugt sind, schlechte Dinge zu erleben. Was denken Sie, wer von beiden am Ende besser dasteht? Derjenige, der positiv denkt und mehr als einmal enttäuscht wird, weil die von ihm gewünschten Ergebnissen nicht eintreffen oder derjenige, der ohnehin davon ausgeht, dass es nichts wird und letztlich recht behält?

 

Pessimisten, Optimisten, Realisten oder doch Illusionisten …?

Sind Optimisten eigentlich nur Illusionisten, die alles durch die rosarote Brille sehen und den Tatsachen nicht ins Auge blicken wollen? Ist es die Sorte von Menschen, die selbst einem absolut verkorksten Tag noch etwas Positives abgewinnen können und den Tritt, in den von Fiffi liebevoll hinterlassenen Haufen, als Erinnerung sehen, die Aufgabe des Schuheputzens nun endlich zu erledigen?

Optimisten werden hierzulande oft belächelt, sind wir doch allgemein gern in unserem Tal des pessimistischen Jammerns gefangen. Hören Sie einmal, worüber sich die Menschen im Supermarkt an der Kasse unterhalten oder am Nachbartisch im Restaurant. Nein, da geht es nicht um das wunderbare Essen, dass einem serviert wird oder das zuhause selbst gekocht wird; es geht um steigende Preise oder die schlechte Qualität des Blumenkohls. Und sowieso gibt es überall zu wenig Personal, die Schlange an der Kasse ist viel zu lang, da schmilzt ja direkt die Tiefkühlpizza und bis die Kellnerin am Tisch ist, hätten Sie den Wein schon selbst gekeltert. Das Pessimisten-Tal hat nur einen Nachteil: Es geht weder nach vorne noch nach oben, sondern höchstens rückwärts oder weiter nach unten. In so einem Tal ist es schließlich auch kuschlig und es lässt sich mit den Gleichgesinnten so schön pessimistisch in die Zukunft blicken.

Kein Wunder also, dass die großen Zeitungen direkt zu Jahresbeginn beziehungsweise kurz davor titelten, dass laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) unter 47 Wirtschaftsverbänden viele große Branchen wenig zuversichtlich auf das kommende Jahr blicken. Doch ich möchte an dieser Stelle gar nicht so weit ausholen, denn der Blick ins eigene Unternehmen reicht da bei Weitem. Auch dort sitzen sie, die Pessimisten, mit einem vollen bunten Farbkasten aller Möglichkeiten und malen doch nur schwarz. Bloß nichts riskieren, bitte keine Veränderungen, den Status quo halten. Und wagt doch jemand einen Vorstoß, wird er zurückgehalten oder schadenfroh beim Scheitern beobachtet, nur damit es nachher heißt: „Ich hab's doch gleich gewusst …“

 

Ein blinder Optimist findet selten einen Weg, doch immer eine Wand

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, denn auch wenn ich persönlich Optimismus grundsätzlich für die bessere und gesündere Einstellung halte, so gehört auch dieser dosiert. Wer optimistisch lächelnd gegen die nächste Wand rennt, rennt eben noch immer gegen eine Wand und bricht sich die Nase.

Ein Pilot, der mit 300 Passagieren an Bord eine blinkende Warnlampe ignoriert und sagt: „Das wird schon. Zur Not landen wir ohne Fahrwerk.“ Der hat das mit dem Optimismus noch nicht ganz verstanden. Und solche Menschen gehören ebenso wenig ins Cockpit wie in die Unternehmensleitung. Wer hier versucht, die roten Zahlen wegzulächeln, die massenhaften Kündigungen schönzureden oder den internen Konflikten mit einem freudigen „Morgen sieht die Welt schon anders aus“ begegnet, hat schlechte Zukunftsaussichten. In manchen Situationen ist es notwendig, der Realität ins Auge zu blicken und diese nicht in blindem Optimismus zu schließen.

 

Wie gut, dass Sie nicht Ikarus sind

Wie bei allem im Leben geht es also auch hier um die richtige Balance, die sich für jede und jeden anders gestalten. Hätte Ikarus zu seiner euphorisch optimistischen Grundhaltung eine Portion Realität gegeben und vielleicht auch noch einen Schuss gesunde Skepsis, spätestens nachdem ihm klar wurde, dass selbst der stärkste Sonnenschutz jetzt versagt hätte, wäre die Geschichte wohl anders ausgegangen und wer weiß, was Ikarus noch alles vollbracht hätte, wenn auch nur rein mythologisch. Wie gut, dass Sie bei Ihrem Unternehmen selbst in der Hand haben, wie Sie die Nachfolge und Zukunft gestalten – und wenn Sie spüren, dass es zu heiß ist oder die Meeresoberfläche bedrohlich nahekommt, dann lassen Sie uns gerne einmal sprechen.