Klartext, Holzhammer oder Blume – welche Kommunikationskarte spielen Sie

Mitarbeitende sind nicht gleich Mitarbeitende. Wir wissen, dass manche etwas gleicher sind. Besonders auffällig wird es dann, wenn sie noch nicht einmal so richtig zum Team gehören. Nehmen wir zum Beispiel Olaf, der als Externer angestellt und dem gesagt wurde, dass es nicht möglich ist, ihn fest einzustellen. Eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gibt oder ein Fakt, der auf wackligen Beinen daherkommt?

Bildcredit - Patrick Reymann

Plötzlich sieht Olaf, kurz nachdem er angefangen hat, eine Stellenausschreibung. Da suchte das Unternehmen doch glatt jemanden für seine Position. Wut und Enttäuschung steigen in ihm auf. Sie wollen raus und er sucht das Gespräch mit den Unternehmensinhabern. „Alles halb so schlimm. Das ist ein alter Hut. Wir suchen ja gar niemanden“, wird da abgewiegelt. Im gleichen Atemzug jedoch wird das Messer ausgepackt, ihm sprichwörtliche in den Rücken gerammt. Die Anzeige verschwindet zwar, doch nur um wenig später bei einem Headhunter auf dem Schreibtisch zu landen. Zeit geht ins Land, Olaf ist beruhigt, bis der nächste Kommunikationstiefschlag folgt.

Hintenrum – wenn Transparenz zum Fremdwort wird

Zwei Jahre später: „Die Neue“ taucht auf. Hintenrum und heimlich, so dass Olaf keine Chance hatte. Immer wieder bat er darum, fester Teil des Teams zu werden. Weniger um des Geldes wegen, um nicht zu sagen, überhaupt nicht des Geldes wegen, sondern einfach, weil es ihn verletzte, ständig nur „der Externe“ zu sein. Er ist Teamplayer, fühlt sich zugehörig, will ein Teil sein. Hätte ich nicht erfahren, wie es um ihn steht, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass er auf irgendeine Art nicht zum Team gehört. Er war komplett integriert, akzeptiert, ein echtes Teammitglied. Umso tragischer, dass es niemand auch nur ansatzweise für nötig gehalten hat, ihm eine Rückmeldung zu der neuen Mitarbeiterin zu geben. Stattdessen gab es für ihn nur die ewig alte Leier von der komplizierten wirtschaftlichen Situation – und wer hätte es gedacht – der ungewissen Zukunft. Auf den Buschfunk allerdings ist immer Verlass. Unser Olaf erfuhr es hintenrum, durch Getuschel und erstaunte Gesichter. Da sollte jetzt doch tatsächlich jemand kommen, der die gleiche Position einnimmt wir er und ja, dass auch noch fest angestellt.

Was passiert hier eigentlich?!

Olaf realisiert: Er wurde hintergangen. Versteht die Welt nicht mehr. Die Unternehmensführung versucht es mit den Samthandschuhen. Es sollte nur eine Unterstützung, eine Gleichberechtigte sein, so lautete es auch im internen Informationssystem. Also doch nur halb so schlimm? Oder eben gleicher als der andere? Dann platzt die Bombe. Bei einer Kick-off Veranstaltung wird die neue Mitarbeiterin vorgestellt, in den höchsten Tönen gelobt, ihre Erfahrung auf dem roten Teppich breitgetreten. Die Explosion folgt: Sie ist die neue Führungspersönlichkeit im Unternehmen. Sehen Sie das Gesicht von Olaf bei dieser Ankündigung? Ja, ihm fiel alles daraus, was zu fallen möglich ist. In diesem Moment wurde ihm klar, dass die Neue keineswegs eine Unterstützung ist, sondern ihm überstellt. Was passiert hier eigentlich?! Kolleginnen und Kollegen kamen auf ihn zu, machten sich Sorgen, er würde das Unternehmen verlassen, oder sei sogar entlassen worden. Olaf war fix und fertig – der Kommunikationsholzhammer hat ihn mit voller Wucht niedergestreckt.

Ich gehe jetzt!

Auf meine Nachfrage: „Wieso haben Sie nicht schon im letzten Jahr klar gemacht, dass Sie Olaf nicht fest im Unternehmen sehen? Aus welchen Gründen auch immer?“ kam von Geschäftsführung: „Wir hätten ihm ja nicht mit dem Holzhammer kommen können und ihm das einfach sagen.“ Doch! Doch! Und nochmal doch! Menschen verdienen Ehrlichkeit und Klartext. Was fehlte war der Mut, offen zu kommunizieren, was gefällt und was nicht, welche Erwartungshaltung es gibt und ob Olaf diese erfüllen kann. Ja oder nein? Selbst wenn der Unternehmensführung das Aussehen nicht gepasst hätte, dann braucht es verdammt nochmal den Mut, das zu sagen. Jetzt war der Punkt erreicht, an dem Olaf mir sagte: „Wenn es tatsächlich so ist, dass ich die ganze Zeit angelogen wurde, dass die neue Mitarbeiterin gar nicht neben mir, sondern mir überstellt wird, dann gehe ich.“ Puh, harter Tobak. Klare Konsequenz. Ein für mich und alle anderen exzellenter Mitarbeiter geht, weil es der Geschäftsführung an Mut, Klarheit und Kommunikation fehlte.

Spielen Sie mit offenen Karten

Nicht den Mut zu haben, den Leuten tatsächlich zu sagen, in aller Klarheit, was da Phase ist und sich dann auch noch zu verstecken mit den Worten: „Ich kann ja nicht mit dem Holzhammer um die Ecke kommen und denen das sagen“ ist härter als jede Wahrheit. Es geht nicht darum, dass Kommunikation ausschließlich durch die Blume erfolgt, das ist ja wohl logisch. Vielmehr geht es um Klarheit. Klarheit für die Situation. Klarheit für die Person. Klarheit für das Unternehmen. Und darum, Chancen zu geben – oder glauben Sie, Olaf hätte nicht gerne gewusst, was Sache ist, was er verbessern und woran er arbeiten kann? Spielen Sie also bei der nächsten Runde Kommunikation mit offenen statt gezinkten Karten.

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