Keine Diagnose durch die Hose
So hält es jeder gute Mediziner und damit folge ich gerne der Empfehlung von Herrn Dr. Lütz, von der Anwendung von Pathologiebegriffen und Krankheitsbegriffen Abstand zu nehmen, da es einfach unprofessionell ist. Unethisch öffentlich über Leute zu reden ist genauso unerträglich, wie wenn die Buschtrommeln das nächste Unheil verkünden.
Von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt. So ein bekanntes Bonmot über Gerüchte. „Die hat sich doch nur hochgeschlafen.“ „Der ist doch total überfordert mit der Führungsrolle.“ Der Suche nach einer Leiche im Keller ist teilweise scheinbar keine Grenze gesetzt. Insbesondere dann nicht, wenn die Nerven blank liegen und Unsicherheit an der Tagesordnung stehen. Es wird ein Ventil gesucht. Und schnell passiert es, dass hier etwas gehörig durcheinanderkommt: Klatsch und Tratsch = Gerüchte. Klatsch und Tratsch sind in gewisser Weise überlebenswichtig, denn das Wir-Gefühl wird gestärkt. Ein Gerücht kann schlimmstenfalls vor Gericht landen.
Kein Gerücht ohne Folgen
Heute einen Punkt aus der Gerüchteküche herausgepickt: Ein Gerücht passt immer in den Topf des existierenden Weltbildes. Zumindest sofern es nicht so abgedreht ist, dass es auffliegt, weil der Deckel vom überkochenden Topf springt. Sind unsere Emotionen eh schon mit von der Partie, bedienen Gerüchte unsere Angst, unsere Enttäuschung, unsere Wut oder unseren Ärger – ganz individuell, wie die Menschen nun einmal sind. Wenn wir Glück haben, appellieren sie auch an unsere Hoffnungen.
Doch bitte liebe Leute aus den Chefetagen: Spielen Sie nicht damit! Ich bin bei Ihnen, dass es Sorgen nicht gibt, das Angst in gewisser Weise freiwillig ist und nur die wirkliche Gefahr real ist. Doch das erzählen Sie bitte mal dem Familienvater, der gerade einen Kredit für das Haus aufgenommen hat und seiner Frau, die mit dem dritten Kind schwanger ist, wenn der dem Gerücht erliegt, dass ein Entlassungs-Tsunami auf das Unternehmen zurollt. Da spielen sich Szenen im Kopfkino ab, mit denen Sie ganze Stadien füllen könnten. Doch bitte seien Sie sich der Folge bewusst! Und die ist nur dann Beifall, wenn Sie Führungsqualität beweisen, wenn Sie als Leitfigur präsent sind und einem unerwünschten Kettenbrief die Substanz nehmen.
Sind Sie eine Leitfigur?
Nochmals: „Gerüchte passen immer in den Topf des existierenden Weltbildes.“ Das Weltbild bezieht sich zum einen auf dass, was in der Welt gerade passiert und derzeit leben wir in einer großen Unsicherheit. Keiner weiß was auf uns zukommt und diejenigen, die noch auf dem Weg sind zu verstehen, dass wir im Nebel stochern und dass sich daran auch so schnell wohl nichts ändern wird, leiden auf ihre Weise und das teilweise nicht unerheblich. Wenn das richtig schiefläuft, sind die wie ein angezündetes Streichholz und was damit passiert, wenn die Flamme nicht gestoppt wird, haben Sie vermutlich alle schon einmal erlebt. Das tut verdammt weh.
Das Weltbild bezieht sich jedoch auch auf das Unternehmen. Wie ist die Stimmung? Haben die Mitarbeitenden ein Geländer im Unternehmen, an dem sie sich orientieren und in Zeiten des Sturms festhalten können? Ist allen die eine große Sache klar, für die alle jeden Morgen aufstehen und alles für das Unternehmen tun? Gibt es ein Leitbild? Eine Leitfigur?
Wenn Sie die Leitfigur sind, wünsche ich Ihnen von Herzen und aus Überzeugung und eigener Erfahrung den Mut, Ihren Mitarbeitenden zu vertrauen. Bitte glauben Sie mir: Die halten mehr aus, als Sie denken. Die wachsen eher noch enger zusammen, um ihren Beitrag zu leisten die Situation und Sie zu retten. Lassen Sie Transparenz walten, nehmen Sie Ihr Team von Anfang mit auf die Reise. Auch die stillste Post kostet Energie, die jetzt besser gebündelt werden sollte, damit Sie gemeinsam mit praktischen Lösungen durch die Zeit der Not kommen.
Bei all den heutigen Herausforderungen und Fakten brauchen Sie Hirn – und dieses möchte gerne auch einmal angestupst und zurechtgerückt werden. Bald lesen Sie mehr was es damit auf sich hat, oder Sie fragen mich einfach persönlich.