„Der Begriff Eigenverantwortung taucht auf 177 Seiten kein einziges Mal auf.“

Sprachforscher haben den Ampel-Koalitionsvertrag auf verschiedene Wörter und Begriffe hin bis ins kleinste Detail untersucht. Und ja, den Begriff Eigenverantwortung suchten sie hier vergeblich. „Na, wenn die das nicht brauchen, brauchen wir das auch nicht.“ Genauso scheint es mir in manchem Unternehmen. Der Staat muss, das Gesundheitssystem muss, Arbeitgeber müssen … und was „muss“ jede und jeder Einzelne? Einige scheinbar nichts. Manche Führungspersönlichkeit verzweifelt gerade an dieser Haltung.

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Zu „müssen“ haben wir nur eine Sache – jedem bekannt und dennoch anscheinend allzu oft vergessen. Wir müssen sterben. Das können wir uns nicht aussuchen, wenn wir selbst dem Leben seinen Lauf lassen und auch andere hier nicht zwischengrätschen. Vom Schicksal ganz zu schweigen.

Eigenverantwortung will gelernt sein

Damit mal zum Grundverständnis der Eigenverantwortung. Die beginnt nämlich beim eigenen Leben. Ja, solange da alles „funktioniert“, unser Körper uns gehorcht, die mentale Fitness oben auf ist, übersehen wir gerne die Aufgabe in Bezug auf unsere Eigenverantwortung. Bewusst etwas dafür zu tun, dass das eigene Leben glücklich und erfüllt bleibt, liest sich leicht und ist für einige Menschen mühsamer, als sie es gerne zugeben. Je länger diese Ahnungslosigkeit eines sich darum Kümmerns dauert, umso wahrscheinlicher die Tatsache, dass die Verantwortung für sich selbst wieder gelernt zu werden hat. Nur damit wir uns klar verstehen: Wenn der Körper, der keine Maschine ist (die geben wir bekanntlich regelmäßig zur Reinigung oder zur Wartung …) nicht mehr „funktioniert“, ist das im Übrigen auch in unserer Verantwortung.

Mensch sein – mit allem was dazugehört

Spätestens dann hilft ein „Die anderen sind schuld!“ nicht mehr. Denn nein, es sind weder der Staat noch das Gesundheitssystem noch Chefinnen und Chefs und damit auch nicht die steigende Verantwortung im Büro, die gemeint ständige Erreichbarkeit und der zunehmende Zeit- wie Leistungsdruck dafür verantwortlich.
Um mal drei Impulse zu setzen:
Sie haben ein Recht darauf, „nein“ zu sagen und zur Erinnerung: Das ist unter Umständen ein vollständiger Satz. Punkt. Alles andere ist Ihr Entscheid für Obrigkeitstreue, das Zulassen von Fremdsteuerung und Frust.
Sie dürfen sich gerne selbst beim Namen nennen. Doch statt eines „ich“ ist so oft der, die, das „man“ zu hören. Wer bitte ist „man“? Zur Erinnerung: Es geht um Sie und Ihre Eigenverantwortung.
Seien Sie das, was Sie sind: Ein Mensch. Mit allen Ecken und Kanten, mit allem, was Sie tun. Und ja, da geht eben auch mal etwas schief. Wichtig ist dann eines: Klarheit und Lösungsorientierung, für ein daraus lernen. Auch das ist Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Auf was warten Sie? Sie glauben doch auch nicht mehr an den Weihnachtsmann oder das Christkind, oder? Gut! Dann hören Sie auch bitte auf darauf zu warten, dass irgendwer auf dem weißen Schimmel daher galoppiert kommt und für irgendein Problem eine Lösung bringt. Und sollten Sie doch eines Tages das Klappern der Hufe hören, bedenken Sie bitte, dass Sie mitunter zu unbeweglich geworden sein könnten, sich noch behände auf jenen zu schwingen, um mit Princess oder Prince Charming davon zu reiten.

Sie haben es in der Hand

Nehmen Sie Einfluss auf Ihr Wohlbefinden. Am besten direkt. Denn nur Sie allein können etwas dafür tun, dass sich das langfristig in Ihrem Leben etabliert. Alles andere sind nur kurzweilige Impulse und die bittere Wahrheit ist, dass solch ein Impuls auf lange Sicht immer kürzer wirkt.

Nur wenn Sie eigenverantwortlich handeln, stärken Sie Ihren Mitentscheid, in welche Richtung sich etwas entwickelt. Nur dann haben Sie eine Chance, zu Ihrer Meinung zu stehen, Ihre Haltung zu teilen und wir brauchen Menschen mit genau diesem Selbstbewusstsein. Denn das lässt sie wirksam sein.