„Da könnte ich aus dem Karton knallen!“ Emotionale Selbstkontrolle in Ausnahmesituationen
Die Olympiade in Tokio 2021 ist Geschichte und viele schöne Momente sind uns in Erinnerung geblieben. Doch ebenso erschreckende. Wie die Zurufe von Trainerin und Trainer an die Schützlinge, die ich mir hier mal erlaube als emotionale Entgleisung zu bezeichnen. Dieses „sich für einen kleinen Moment vergessen“ erinnerte mich an ein Gespräch mit einem COO eines mittelständischen Dienstleistungsunternehmens: „Die emotionale Selbstkontrolle habe ich früher besser beherrscht.“
Im Spitzensport haben die Sportlerinnen und Sportler alle eine ganze Hand voll Menschen, die sich um sie kümmern. Die, die ganz oben mitspielen im Sport, die achten auf sich. Neben Physiotherapeutin, Kompetenz-Trainer, Ernährungsberatenden und anderen Experten haben sie auch ihren Mental-Coach, ihren Psychologen, einen Menschen in der Nähe, der ihre Seele im Einklang hält. Hochkarätige Sportereignisse wie Olympia sind eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten – jetzt kommt es darauf an, das jahrlange Training in sichtbare Erfolge zu verwandeln. Und die ganze Welt sieht zu. Der emotionale Druck steigt. Die innere Anspannung wächst und das manchmal über das normale Maß hinaus.
Dienen aus der Position der Stärke heraus
Doch wie ist das mit den Menschen, die für eben jene Top-Athleten da sind? Mit der Trainerin und dem Trainer? Den Personen, die mit den Olympioniken mitfiebern, am Rand stehen und mitleiden, wenn in dem Moment, in dem die Leistung abgeliefert werden will, etwas schiefläuft?
Diese Trainierenden sind auch Menschen. Und es ist ihre Pflicht, sich auch in diesen entscheidenden Momenten unter Kontrolle zu haben. Jetzt geht es nicht um sie: Es geht einzig um die Menschen, die gerade um den Sieg kämpfen. Um den Erfolg, für den sie jahrelang trainiert und so viel von ihrem eigenen Leben investiert haben. Trainierende haben ihren Sportlern zu dienen. Dienen aus der Position der Stärke.
Das Empathiekonto ist nicht unendlich
Doch wer das tut, braucht ebenso jemanden, der ihr und ihm dient. Einen Vertrauensmenschen an der Seite, der auf deren Seele achtet. Mit dem sie sich austauschen können über das, was sie erleben, erfahren, ausgleichen, ertragen, geradebiegen. Über das, was für sie selbst auf dem Spiel steht. Wir alle haben ein Empathiekonto und das lässt sich nicht unendlich überziehen. Für keinen von uns.
Das gilt auch für erfolgsorientierte Unternehmen, die in der Top-Liga ihrer Branche mitspielen wollen. Auch hier gibt es sie: Situationen, die vollkommen unvorbereitet über alle reinbrechen. Momente, in denen es darauf ankommt.
Und genau dann zeigt sich, wer nicht nur körperlich fit ist, sondern auch, wer eine stabile mentale Gesundheit hat.
Um insbesondere dann handlungsfähig zu sein.
Für ein klares, sichtbares und merkliches wirksam sein.